16.06.2023

Dental

Infiltrierbares Zirkon – eine Technik von gestern oder brandaktuell?

Das Infiltrieren von Zirkon stammt aus den Anfängen dieses Materials in der Zahntechnik. Zirkon war zu dieser Zeit ausschließlich in Weiß erhältlich. Das Infiltrieren verhalf dem Material zur Zahnfarbe. In diesem Beitrag beleuchten wir die Vor- und Nachteile der Infiltrationstechnik.

Hat diese Technik bei der heutigen Auswahl an hochästhetischen Multilayer Zirkonen noch seine Berechtigung? Auch dieser Frage gehen wir auf den Grund.

So definiert sich infiltrierbares Zirkon in der Zahntechnik

Auf Basis der Materialeigenschaften ist jedes nichtgesinterte Zirkon infiltrierbar. Dabei ist es egal, ob das Zirkon weiß, bereits industriell einfarbig oder in mehreren Schichten (Multilayer) voreingefärbt ist. Die Transluzenz des Materials spielt hierbei ebenfalls keine Rolle.

Wenn in der Dentalbranche von „infiltrierbarem Zirkon“ gesprochen wird, ist aber in der Regel von weißem, im Auslieferungszustand weißem Zirkon die Rede.

Infiltrierbares Zirkon

Vorgehensweise beim Infiltrieren von Zirkon

Beim Infiltrieren von Zirkonoxid machen sich Zahntechniker:innen die Kapillarkräfte des Werkstoffes im ungesinterten Zustand zunutze. Auf Mikroebene kann das Material mit einem Schwamm verglichen werden.

Es saugt die Färbeflüssigkeit rasch und vollständig in die Restauration ein.

Ein kleiner Exkurs in die Chemie:

In den Färbeflüssigkeiten sind Färbemittel als Ionen gelöst. Durch das spätere Sintern werden sie zu Oxiden.

Um dem Wunsch von Patient:innen zu entsprechen, haben Hersteller verschiedenste Farbpaletten entwickelt. Von A-, B-, C- oder D-Farben, über Flüssigkeiten in den VITA-Farben oder Varianten, die von Zahntechniker:innen zum Akzentuieren verwendet werden.

Bei den Akzentflüssigkeiten handelt es sich beispielsweise um Blau- oder Violett-Färbungen, die die Schneide transluzenter erscheinen lassen, als das Material tatsächlich ist.

Die Vorgehensweise unterscheidet sich dabei, ob ein Färbeliquid zum Akzentuieren oder zur generellen Farbgebung verwendet wird.

Infiltrieren von Zirkon in der Grundfarbe

Wird weißes Zirkon verwendet, ist das Ziel in erster Linie die Grundfarbe für das Material zu erreichen. Hierfür wird das Zirkongerüst getaucht. Damit die gewünschte Einfärbung erzielt wird, ist es wichtig, genau nach Gebrauchsanweisung des Herstellers zu arbeiten, die Färbeflüssigkeit gut durchzumischen und die empfohlene Zeit beim Ziehen zu beachten.

Im Anschluss muss die Restauration – ebenfalls nach Anleitung – trocknen und wird dann gesintert. Auch beim Sinterprogramm gibt es je nach Hersteller von Zirkon und Färbeliquid Unterschiede, die für ein optimales Farbergebnis berücksichtigt werden müssen.

Infiltrieren von Zirkon mit Akzentfarben

Wird die Infiltrationstechnik zum Akzentuieren der Restauration angewendet, wird die Färbeflüssigkeit nur an den entsprechenden Stellen aufgetragen. Bei der Anwendung dieser Technik wird als Basis in der Regel industriell voreingefärbtes Material verwendet.

Ebenso wie beim Einfärben in Grundfarben muss hier eine Trockenzeit einkalkuliert werden, bevor die Restauration zum Sintern freigegeben werden kann.

Infiltrierbares Zirkon vs. industriell voreingefärbtes Material

Früher war der – im Vergleich zu voreingefärbtem Zirkon – günstigere Einkaufspreis ein schlagendes Argument für die Anwendung der Infiltrationstechnik. Auch wenn die Farbergebnisse nicht immer die waren, die sich Techniker gewünscht hätten, zu dieser Zeit waren die Grundfarben der vorgefärbten Zirkone noch weit entfernt vom heutigen Standard, sodass beim Bemalen oder Keramik schichten ebenfalls keine Zeit gespart wurde. Heute ist das anders.

Die hohe Ästhetik – in Farbe und Transluzenz – des voreingefärbten FAB Zirconia 3D ML Materials sparen zusätzlich Zeit in der Finalisierung. In Zeiten des Fachkräftemangels ein Gewinn. Nicht geändert haben sich die Schwächen des Materials bei der Infiltrationstechnik. Nahezu jede Restauration weist eine andere Farbnuance auf. Verantwortlich hierfür sind unter anderem Ziehzeit und Aufrühren der Färbeflüssigkeit.

Auch ein Herstellerwechsel des Zirkons kann aufgrund der unterschiedlichen Porositäten und der damit verbundenen Aufnahmefähigkeit der Zirkone zu unterschiedlichen Farben führen. Aber nicht nur bei unterschiedlichen Herstellern unterscheidet sich die Porosität innerhalb des Materials. Selbst innerhalb eines Fräsblanks gibt es geringe Abweichungen. Diese leichten Schwankungen sind ausreichend, um ein „fleckiges“ Erscheinungsbild zu erzeugen.

Ein kleiner Exkurs in die Physik:

Kanten, wie die Schneide oder der Saum, neigen bei der Infiltrationstechnik dazu, dunkler als der Rest zu werden. Beim Trocknen verdampft die Flüssigkeit schneller an diesen Stellen, da sie besonders dünn sind. Das restliche Infiltrat „wandert“ im Material und verdampft wieder an diesen besonders dünnen Bereichen. Die gelösten Ionen werden dabei mittransportiert und setzen sich an den Stellen fest, an denen die Flüssigkeit verdampft. Da sie sich dort aufkonzentrieren, sorgen sie für eine dunklere Färbung. Für eine Schneide ein unbrauchbarer Effekt.

Ein weiterer Nachteil beim Verdampfen der Flüssigkeit wird beim Sintervorgang sichtbar. Trotz Trocknungszeit verbleibt eine große Menge an Flüssigkeit im Material. Diese Flüssigkeit verdampft im Sinterofen, legt sich auf die Brennstäbe und sorgt dort für eine höhere Korrosion des Materials.

Warum trotz all dieser Schwächen aber doch auf weißes Zirkon zurückgreifen und nicht das voreingefärbte Material verwenden? Ein wirtschaftlicher Aspekt: Lagerhaltung. Inzwischen gibt es zahlreiche Farbvarianten – 16 VITA Farben, Mono- oder Multilayer, zusätzliche Bleachfarben uvm. Jeden Fräsblank in mehreren Höhen vorrätig zu haben und am Ende gar auf den eher selteneren Farben sitzen zu bleiben, ist unwirtschaftlich. Die Färbeliquids dagegen sind wesentlich platzsparender und die weißen Zirkon Disks für jede Wunschfarbe von Patient:innen verwendbar.

Infiltrieren von Akzentfarben oder Zirkon bemalen

Während es beim Einfärben von weißem Zirkon in erster Linie das Ziel ist eine standardisierte Grundfarbe zu erreichen, geht es beim Infiltrieren von Akzentfarben um die Individualisierung der Gerüste. Der Vorteil der Infiltrationstechnik zum Akzentuieren der Restaurationen ist, dass die Akzentfarben bereits vor dem Sintervorgang aufgetragen werden und damit einen Tiefeneffekt erzeugen. Je nach Versorgung und Anspruch ist im Anschluss kein Brand mehr notwendig, das Polieren der Restauration ist für ein ästhetisches Ergebnis ausreichend. Die Arbeit als solche ist dementsprechend zeitsparend und effizient.

Alternativ werden Malfarben zum Individualisieren von Restaurationen verwendet.

Der Effekt von Malfarben ist im Gegensatz zur Infiltrationstechnik direkt nach dem Auftragen der Farbe ersichtlich. Ist kein zufriedenstellendes Endergebnis erreicht, kann also direkt nachgearbeitet werden.

Auch wenn es sich bei den Malfarben nur um oberflächliche Effekte und damit optische Täuschungen handelt, ist das Ergebnis in seiner Ästhetik ausgezeichnet. Zusätzlich bietet die Maltechnik einen Vorteil, wenn Zahntechniker:innen mit ihrem Farbergebnis nicht zufrieden sind. Während bei der Infiltrationstechnik die Farbe tief im Material steckt und nicht mehr gelöst werden kann, kann die Malfarbe durch einfaches Abstrahlen entfernt und der Vorgang wiederholt werden.

Fazit

Sowohl bei der Infiltration von weißem Zirkondioxid als auch beim Infiltrieren von Akzentfarben gibt es Stärken und Schwächen. Jedes Labor, jede Keramikabteilung, jede:r Techniker:in entscheidet für sich, ob die Vor- bzw. Nachteile überwiegen und welche Technik in der Anwendung bevorzugt wird. Die ZTM von Labor Rager – des Dentallabors unserer Firmengruppe – setzen auf industriell voreingefärbtes Multilayer Zirkon und Maltechnik.

Was in jedem Fall gesagt werden kann: Früher war nicht alles besser und auch wenn die Entwicklungen industriell voreingefärbtes Zirkon und Reproduzierbarkeit im Fokus hatten –

sowohl Material als auch Färbeliquids haben sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt.

Wussten Sie schon?

Wir stellen um auf Zirkon MADE IN GERMANY. Welche Vorteile das mit sich bringt, jetzt im Beitrag lesen.

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